Limbus

Von | 10. September 2014

Im Zuge einer sehr interessanten Führung in Wiener Neustadt zum Thema "Seelenheil im Mittelalter" wurde ich mit dem Limbus konfrontiert, dem sogenannten Bereich der "Vorhölle".

Das Schicksal ungetauft sterbender Kinder in der theologischen Diskussion des 20. Jahrhunderts ist bemerkenswert. Kinder, die vor der Taufe sterben, haben keine persönlichen Sünden begangen – sie leiden an der Erbsünde – also am Zustand des Mangels heiligmachender Gnade, welche nur in der Taufe erlangt werden kann.

Der Limbus (lat. für "Rand", "Saum", oder "Umgrenzung") bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle (auch als Vorhölle, Vorraum oder äußerster Kreis der Hölle bezeichnet), an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind. Der limbus puerorum (auch: limbus infantium) sei ein Ort für die Seelen der ungetauft verstorbenen Kinder, die nicht zum Vernunftgebrauch gelangten und sich damit auch keiner Sünde schuldig machten, also zum Zeitpunkt des Todes nur der Schuld der Erbsünde unterlagen.

Im Mittelalter wurden daher viele Kinder, die unmittelbar nach der Geburt verstorben sind, zur Sicherheit nochmals getauft. Auch gab es das Ritual, dass verstorbene Kinder vor Kirchen abgelegt wurden mit einem Säckchen Salz um den Hals, was bedeutete, dass sie ungetauft waren. Nachdem Salz allerdings teuer war, dürfte dieser Tatsache allerdings nicht allzu große Bedeutung zugemessen werden. In Kirchen und Klöstern wurden Kinder sehr oft am Rande der Mauern begraben im Glauben, dass sogar das von Kirchendächern fließende Regenwasser eine (wenn auch stark abgemilderte aber doch vorhandene) heilige Wirkung auf die Verstorbenen hätte.

Erst 2007 ermöglichte Papst Benedikt XVI. die Abwertung der Lehre von limbus puerorum zu einer älteren theologischen Meinung, die nun nicht mehr seitens des kirchlichen Lehramts unterstützt wird.

Quellen: Wikipedia, Kathpedia
Lesetipp: “Ungetaufte Kinder und der Himmel” von Karl Veitschegger

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